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Hochwasserschutzmanagement in Österreich

Versiegelung von Flächen sowie die durch den Klimawandel unregelmäßiger gewordene Niederschlagsverteilung machen Überflutungen und Hochwasser häufiger. Auch wenn nach den Fluten 2002 und 2013 in Österreich vermehrt Schutzmaßnahmen gesetzt wurden, kann es wegen jenen sich ändernden Rahmenbedingungen "keinen absoluten Hochwasserschutz geben", erläutert der Leiter des Instituts für Wasserbau an der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU), Helmut Habersack. Das Risiko bleibe.

"Hochwasserrisiko entsteht nur dann, wenn zwei Parameter erfüllt sind", führt der Wissenschafter aus. "Zum einen die Gefahr, das Wasser an sich, und andererseits der Schaden. Der Mensch hat in beide Bereiche zusätzlich eingegriffen. Früher konnte der Fluss ungehindert ausufern und hat damit selbst Hochwasserschutz betrieben, durch die Regulierungen haben wir eine Beschleunigung der Welle bekommen. Damit haben wir die Gefahr Wasser erhöht. Den Schaden haben wir durch den Siedlungsbau nach oben getrieben", so Habersack weiter. Dies erkläre, "warum trotz der hohen Investitionen in die Schutzmaßnahmen immer noch bei Extrem-Ereignissen über dem Dimensionierungsereignis große Schäden zu befürchten sind".

In Österreich sind die Schutzvorkehrungen auf ein Hochwasser-Ausmaß ausgelegt, wie es statistisch gesehen alle 100 Jahre vorkommt oder überschritten wird (HQ100). Das "Restrisiko", dieser "Überlastfall" wurde auf Basis der Hochwasserrichtlinie in Österreich auf ein HQ300 festgelegt. Aber auch für dieses Dimensionierungsereignis werden Maßnahmen getroffen. Als Beispiel führt Habersack den oberösterreichischen Damm Machland Nord mit befestigten Überstromstrecken an, damit der Damm nicht unkontrolliert überläuft. Dort, wo das Wasser dann abfließt, müsse man "eventuell bei Bedarf mit Sekundärdämmen wieder Maßnahmen setzen".

Jene sogenannten linearen Schutzbauten - entlang der Flusslinie - sind ein Teil eines Hochwassermanagements. Neben den fixen Stein- und Erdbauwerken gibt es auch mobile Dämme, die bei drohender Hochwassergefahr rasch aufgebaut und danach wieder entfernt werden können. Dadurch bleibt in der hochwasserfreien Zeit das Gewässer zugänglich, etwa für die Naherholung. Auch Rückhaltebecken, die Wasser vorübergehend aufnehmen, gehören zu den sogenannten technischen Schutzmaßnahmen.

Nächster Baustein im Management sind flächenbezogene Maßnahmen. Darunter fallen Rückbau, Renaturierung und Retentionsbereiche. Mit der Regulierung der Flüsse nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Abfluss beschleunigt, ein "steileres Gefälle" erzeugt. Das führte zu einer "Verringerung der Strukturen und Vegetation" und damit zu "weniger Rauigkeit", wie es der Wissenschafter nennt. In Modellen habe die BOKU nachgewiesen, "wenn wir in Überflutungsflächen dort, wo es der Wasserspiegel erlaubt, durch starre Vegetation - also Bäume - die Rauigkeit erhöhen, steigt in dem Bereich der Wasserspiegel. Damit lässt sich die Fließgeschwindigkeit reduzieren, was flussabwärts eine positive Wirkung hat". Hochwasserschutz beinhaltet damit auch Vegetationsmanagement.

Ziel aller flächendeckenden Maßnahmen ist es, Wasser in der Region zu halten. Damit es versickern kann, braucht es aufnahmefähige Böden. Fließt das Regenwasser auf hartem oder asphaltiertem Grund an der Oberfläche ab, führt dies zu lokalen Überflutungen. "Zwölf Hektar Versiegelung in Österreich pro Tag ist immer noch zu viel", sieht Habersack die Raumordnung gefordert. Ihr käme eine "Schlüsselrolle" im Sinne der Prävention von Hochwasser zu.

ribbon Zusammenfassung
  • Versiegelung von Flächen sowie die durch den Klimawandel unregelmäßiger gewordene Niederschlagsverteilung machen Überflutungen und Hochwasser häufiger.
  • Den Schaden haben wir durch den Siedlungsbau nach oben getrieben", so Habersack weiter.
  • Dadurch bleibt in der hochwasserfreien Zeit das Gewässer zugänglich, etwa für die Naherholung.
  • Auch Rückhaltebecken, die Wasser vorübergehend aufnehmen, gehören zu den sogenannten technischen Schutzmaßnahmen.