Forscher sprechen in Wien über Klima, Weltall und Co
Die bis zum nächsten Freitag (28. April) dauernde EGU-Generalversammlung zählt zu den größten wiederkehrenden Kongress-Veranstaltungen in der Bundeshauptstadt. Blöschl, Vorstand des Instituts für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien und von 2013 bis 2015 Präsident der EGU, zeigte sich im Gespräch mit der APA davon überzeugt, dass die wichtige Veranstaltung nach coronabedingtem Ausweichen in den virtuellen Raum mittlerweile "nahezu" wieder ihre übliche Zahl an Anwesenden erreichen wird.
Ein Feld, in dem man sich heuer Neuigkeiten erwartet, ist laut dem Hydrologen die Forschung zu verschiedenen Extremereignissen, die zeitlich und örtlich zusammenfallen. Analysen zu sogenannten "Compound-Event" oder "zusammengesetzten Ereignissen" seien ein neuer Forschungstrend. Dahinter verbergen sich innovative wissenschaftliche Ansätze, um das Zusammenfallen etwa von Stürmen und großflächigeren Hochwässern besser zu verstehen und vorherzusagen.
Im Bereich der Hydrologie gebe es etwa Beobachtungen von zusammenfallenden Sturmfluten an Küsten mit einem Flusshochwasser in einer Region dahinter. Vor mehreren Jahrzehnten führte so eine Gemengelage beispielsweise zur Überflutung weiter Teile des Stadtgebiets von Washington D.C., erklärte Blöschl. Zunehmend zeige sich, dass solche Ereignisse mitunter stärker miteinander zusammenhängen als früher vermutet, so der Hydrologe, der am Mittwoch (26. April) einen Vortrag zur Entwicklung von Hochwässern hält.
Im Bereich des in dem Zusammenhang omnipräsenten Klimawandels steht momentan die Frage der "Attribuierung" - also dem möglichst verlässlichen Abschätzen des Beitrags der vom Menschen verursachten längerfristigen Veränderungen auf einzelne Extremereignisse - im Zentrum. Hier geht es darum, mit neuen Methoden festzumachen, wie sich die Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten von konkreten Dürre- oder Hochwasserereignissen durch die stark erhöhten Treibhausgase und die Konsequenzen daraus verändert, respektive erhöht haben.
Wissenschafter vergleichen die Ergebnisse von Modellrechnungen mit und ohne menschgemachten Emissionen und rechnen sie auf regionale Begebenheiten herunter. Bei Dürren, wie sie in Österreich in den vergangenen Jahren wiederholt stattgefunden haben und stattfinden, könne man den Anteil, für den der Mensch verantwortlich ist, in etwa mit einem Drittel beziffern, schätzt Blöschl.
Ein weiteres, sich innovativ entwickelndes Forschungsfeld, ist im Bereich der Plattentektonik angesiedelt. Auch auf Basis von mittlerweile extrem detaillierten Satellitendaten können die stetigen Bewegungen, die Blöschl in etwa mit der Geschwindigkeit des Wachsen eines menschlichen Haares vergleicht, extrem genau beobachtet werden. Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass in der Erdkruste aufsteigende Magmaströme "eine stärkere Rolle spielen als man vorher geglaubt hat".
Ein weiteres Schwerpunktthema der thematisch breit gestreuten EGU-Versammlung wird voraussichtlich die Erforschung der Bedingungen auf den Monden des Jupiter und des Saturn sein. Ein wichtiger Aspekt ist der am 14. April erfolgte Start der "Jupiter Icy Moons Explorer"(JUICE)-Mission der ESA. Im Zuge dessen sollen in den kommenden Jahren auch Informationen darüber gesammelt werden, ob es die Voraussetzungen für Leben auf den zahlreichen Monden der großen Planeten gibt. "Von den physikalisch-chemischen Bedingungen her wäre das schon denkbar. Das bleibt wissenschaftlich spannend", so Blöschl.
(S E R V I C E - Link zur EGU-Konferenz: https://www.egu23.eu; Informationen zu Beitrag von Blöschl und Kollegen am 26. April: http://go.apa.at/Fsjjfd8i)
Zusammenfassung
- Ab Sonntag wird das Austria Center Vienna wieder zum Zentrum der Geowissenschafter-Gemeinde.
- Über 10.000 Forscher zieht die seit 2005 in Wien stattfindende Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in der Regel an.
- (S E R V I C E - Link zur EGU-Konferenz: https://www.egu23.eu; Informationen zu Beitrag von Blöschl und Kollegen am 26. April: http://go.apa.at/Fsjjfd8i)