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Erste OP mit Keramik-Kieferimplantat aus dem 3D-Drucker

Erstmals weltweit ist einem Patienten erfolgreich ein 3-D-gedrucktes Kieferimplantat aus Keramik unter der Knochenhaut eingesetzt worden. Das Wiener Technologieunternehmen Lithoz produzierte das Implantat und zeigte sich am Mittwoch bei einer Pressekonferenz optimistisch, dass die Innovation die Behandlung von Patientinnen und Patienten grundlegend verändern könnte, etwa nach der Entfernung von Teilen des Kiefers bei Krebserkrankungen oder bei schwerem Kieferknochenschwund.

Bisher waren demnach aufwendige, mehrfache Knochentransplantationen notwendig. Das subperiostale Implantat wird aufgrund der guten Körperverträglichkeit des Materials aus Keramik gefertigt und erfordert gegenüber konventionellen Titanimplantaten nur einen einzigen Eingriff, hieß es. Die Heilungsdauer solle so um rund 75 Prozent verkürzt und ein übermäßiges Trauma für die Behandelten vermieden werden.

Nach dem Verlust von Zähnen oder bei bestimmten Krebserkrankungen bildet sich in einigen Fällen der Kieferknochen zurück. Das macht die Verwendung von herkömmlichem Zahnersatz nahezu unmöglich. Bei starkem Knochenschwund sind bisher noch aufwendige Knochentransplantationen notwendig. Der Forschungsbeitrag, der im Rahmen der EU-geförderten Initiative INKplant auch in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien stattfand, will das ändern. "Gerade für ältere Patientinnen und Patienten sind solche Operationen immens schwierig. Unser neues subperiostales Kieferimplantat aus dem 3D-Drucker ermöglicht nun eine deutlich schonendere Behandlung. Das Implantat hat sich nach 60 Tagen als klinisch stabil erwiesen - das ist ein entscheidender Durchbruch in der Behandlung stark atrophierter Kiefer", erläuterte Johannes Homa, Geschäftsführer der Lithoz GmbH.

Ursprünglich als Spin-off der Technischen Universität gegründet, forscht Lithoz bereits seit 2021 an der Verschmelzung verschiedener Biomaterialien für die additive Fertigung von Medizinprodukten. Homa ergänzte: "Da das Implantat aus biokompatiblem, hochfestem Zirkoniumdioxid hergestellt wurde, war kein Knochenaufbau notwendig und nur ein einziger chirurgischer Eingriff erforderlich." Die Operation wurde heuer unter der Leitung von Christoph Staudigl im Kepler Universitätsklinikum in Linz durchgeführt. Eine klinische Studie des Verfahrens soll folgen.

Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) stattete dem Unternehmen nun einen Besuch ab: "Gesundheit und medizinische Forschung war von jeher eng mit Wien verbunden. Was mit den Errungenschaften von Semmelweis, Billroth und Landsteiner begonnen hat, hat mittlerweile dazu geführt, dass Wien ganz oben bei Top-Gesundheitsstandorten weltweit mitspielt. Heute beheimatet unsere Stadt rund 950 forschende Unternehmen", sagte er. "Der Vorzeigebetrieb Lithoz schreibt mit seinem wegweisenden Kieferimplantat aus dem Keramik-3D-Drucker Medizingeschichte."

Lithoz investierte seit der Gründung 2011 über zwei Millionen Euro in die Weiterentwicklung seiner Technologie. Seit 2012 unterstützte die Wirtschaftsagentur Wien das Unternehmen in mehreren Förderprogrammen mit rund einer Million Euro. Heute beschäftigt Lithoz mehr als 150 Mitarbeitende an vier Standorten weltweit, davon arbeiten allein 145 Mitarbeitende an zwei Standorten in Wien. "In nur wenigen Jahren hat sich Lithoz vom Start-up zum erfolgreichen Marktführer in seinem Technologieumfeld entwickelt", sagte Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien. "Mit dem Kieferimplantat untermauert der Betrieb das enorme Innovationspotenzial des keramischen 3D-Drucks für die Medizin." Das Wiener Unternehmen erwirtschafte einen Jahresumsatz im hohen zweistelligen Millionenbereich.

ribbon Zusammenfassung
  • Erstmals weltweit wurde ein 3D-gedrucktes Kieferimplantat aus Keramik erfolgreich eingesetzt. Das Wiener Unternehmen Lithoz produzierte das Implantat, das die Behandlung von Krebserkrankungen und Kieferknochenschwund revolutionieren könnte.
  • Das Implantat erfordert nur einen einzigen Eingriff und verkürzt die Heilungsdauer um rund 75 Prozent. Nach 60 Tagen erwies sich das Implantat als klinisch stabil.
  • Lithoz investierte seit der Gründung 2011 über zwei Millionen Euro in die Weiterentwicklung seiner Technologie. Die Wirtschaftsagentur Wien unterstützte das Unternehmen mit rund einer Million Euro.