Indigene in PeruSurvival International

Seltene Bilder: Geheimnisvollem Stamm in Peru droht Auslöschung

Weit abgeschieden und tief isoliert lebt das vermutlich größte unkontaktierte Volk der Erde in Peru. Erstmals gibt es neue Bilder von Dutzenden von ihnen. Sie zeigen die große Gefahr, in der sich die über 750 Indigenen befinden: Ihr Gebiet wird immer mehr von Abholzung bedrängt.

Dutzende Menschen mit langen, dunklen Haaren und nur mit Lendenschurz bekleidet, stehen am Strand im peruanischen Amazonasgebiet. Einige von ihnen waten ins Wasser, andere halten Pflanzen in der Hand. 

Es sind außergewöhnliche Bilder, denn sie zeigen die Mashco Piro, das größte unkontaktierte Volk der Welt. Mehr als 750 Menschen gehören zu dem indigenen Stamm, schreibt die NGO Survival International.

Über 50 Mashco Piro tauchten in den vergangenen Tag in der Nähe des Yine-Dorfes Monte Salvado im Südosten Perus auf. Dass man sie nun auf Fotos festhalten konnte, ist aber nicht nur Grund zur Freude, sondern ein Zeichen einer weitaus düstereren Entwicklung

Galerie: Mashco Piro am Strand

"Invason ihres Landes"

Die Indigenen sehen sich erneut "mit einer Invasion ihres Landes konfrontiert", warnt Survival International. Nur wenige Kilometer entfernt von dem Ort, an dem die Mashco Piro gefilmt wurden, wurde Land zur Abholzung freigegeben. 

Das Territorium des indigen Volkes ist direkt betroffen. Das Unternehmen Canales Tahuamanu hat etwa in deren Gebiet mehr als 200 Kilometer Straßen für seine Holztransporter gebaut. Die peruanische Regierung hat laut Survival International bereits vor acht Jahren zugegeben, dass die Firma Bäume im Land der Indigen gefällt hat.

Nichtsdestoweniger hat das Unternehmen ein Zertifikat vom "Forest Stewardship Council" (FSC), der laut seiner Website eine "umweltgerechte, sozialverträgliche und wirtschaftlich erfolgreiche Bewirtschaftung der Wälder" fördern will.

Ein Unterpunkt gilt dabei spezifisch den Rechten von indigenen Völker: Die "gesetzlichen und gewohnheitsmäßigen Rechte der Eingeborenen auf den Besitz, die Nutzung und die Verwaltung ihres Landes, ihrer Gebiete und ihrer Ressourcen" müssen geachtet und anerkannt werden, so der FSC.

Video: Amazonas-Aktivistin spricht Klartext

"Humanitäre Katastrophe" zeichnet sich ab

Das scheint im Fall der Mashco Piro aber fraglich. Unweit des Ortes, an dem das indigene Volk gesichtet wurde, leben die Yine. Sie verwenden eine Sprache, die mit jener der Mashco Piro verwandt ist und berichteten bereits früher, dass die Mashco Piro wütend gewesen seien über die Anwesenheit von Holzarbeitenden.

Angesichts der neuen Aufnahmen fordert Survival International FSC auf, die Zertifizierung des Unternehmens zurückzuziehen.

Alfredo Vargas Pio, Präsident der lokalen Indigenen-Organisation FENAMAD, sagte dazu: "Dies ist ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass viele Mashco Piro in diesem Gebiet leben, das die Regierung nicht nur nicht geschützt, sondern sogar an Holzunternehmen verkauft hat."

Besondere Gefahr gehe nicht nur durch die Abholzung selbst, sondern auch durch die Arbeiter:innen aus. Sie "könnten neue Krankheiten einschleppen, die die Mashco Piro auslöschen würden." Da die Indigenen unkontaktiert sind, sind sie nicht gegen gängige Krankheiten immun, sie könnten eine tödliche Epidemie auslösen.

Die Direktorin von Survival International, Caroline Pearce, warnt ebenfalls eindrücklich, dass es "absolut notwendig" sei, die Holzfirmen vom Gebiet der Mashco Piro zu verweisen. Sonst zeichne sich "eine humanitäre Katastrophe ab".

ribbon Zusammenfassung
  • Weit abgeschieden und tief isoliert lebt das vermutlich größte unkontaktierte Volk der Erde in Peru.
  • Erstmals gibt es neue Bilder von Dutzenden von ihnen.
  • Sie zeigen die große Gefahr, in der sich die über 750 Indigenen befinden: Ihr Gebiet wird immer mehr von Abholzung bedrängt.
  • Die Indigenen sehen sich erneut "mit einer Invasion ihres Landes konfrontiert", warnt Survival International. Nur wenige Kilometer entfernt von dem Ort, an dem die Mashco Piro gefilmt wurden, wurde Land zur Abholzung freigegeben. 
  • Die Holzfäller:innen könnten Krankheiten einschleppen. Es zeichne sich "eine humanitäre Katastrophe ab".