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Einbrüche, Unfälle und Feuer größte Gefahren im Eigenheim

In den eigenen vier Wänden sollte man sich besonders sicher fühlen. Und doch passieren Zuhause immer wieder Unfälle, Brände und Einbrüche. Im Schnitt gab es 2021 bei Haushaltsunfällen jeden Tag 550 Verletzte, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, außerdem brannte es beinahe vier Mal täglich in privaten Haushalten. Laut der Kriminalitätsstatistik gab es 2022 jeden Tag durchschnittlich 16 Einbrüche in Wohnungen und Häuser. Präventionsmaßnahmen könnten viel verhindern.

Die Experten des Forschungsbereichs Eigentumsschutz im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und der Brandverhütungsstelle (BVS) klärten am Donnerstag in einem Pressegespräch in Wien über die häufigsten Gefahrenquellen zuhause auf. Mit einfachen Mitteln und kleinen Veränderungen des eigenen Verhaltens kann man für mehr Sicherheit in den kommenden Monaten sorgen, betonten Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV und Günther Schwabegger, Pressesprecher der BVS. "Gerade zuhause fühlen wir uns zwar besonders wohl, in unserer gewohnten Umgebung werden wir aber unvorsichtig und nehmen Gefahrenquellen nicht mehr als solche wahr, wie Stolperfallen oder Verhalten, das einen Einbruch begünstigen kann", sagte Kaltenegger.

"2022 haben sich in Österreich 201.100 Menschen in ihren eigenen vier Wänden so schwer verletzt, dass sie in einem Krankenhaus mit einer Nachbehandlung versorgt werden mussten", sagte Kaltenegger. "Das sind fünfmal so viele wie bei Verkehrsunfällen verletzt werden", erläuterte der Experte. Im eigenen Zuhause ist es somit gefährlicher als auf der Straße. Jeder zweite verletzte Person, die im Krankenhaus behandelt werden muss, ist älter als 65 Jahre. Vor allem in der Hektik oder bei Multitasking-Versuchen passiert schnell etwas. Kaltenegger warnte auch vor Ablenkungsunfällen bei automatisierten Abläufen. Viele Unfälle, die beim Kochen oder bei Reinigungsarbeiten passieren, sind auf Eile, Unachtsamkeit oder Ablenkung durch äußere Reize zurückzuführen.

Am häufigsten passieren laut KFV Stürze mit 71 Prozent, erst weit dahinter folgen Zusammenstöße mit zwölf und Schnitt- und Stichverletzungen mit sieben Prozent. Der Experte rät: Stolperfallen und Ablenkungen beseitigen, gutes Schuhwerk und zweckmäßige Kleidung wählen und Überanstrengung und Hektik vermeiden. "Bitte auch akrobatische Kunststücke beim Fensterputzen oder Glühbirnenwechsel wie das Balancieren auf Sofalehnen oder das Stapeln von Tischen und Sesseln unterlassen und lieber trittsichere und stabile Lösungen nutzen", empfiehlt Kaltenegger. Auch Hitze führt in den eigenen vier Wänden immer wieder zu Verletzungen: Besonders Kleinkinder sind von Verbrühungen und Verbrennungen durch etwa elektrische Koch- und Küchengeräte, heiße Flüssigkeit oder Geschirr betroffen, warnte der Experte.

Eine weitere große Gefahr im Haushalt sind Brände. Neun von zehn Brandtoten sterben laut BVS zuhause. 51 Brandtote gab es in Österreich 2021 und 2022 jährlich, sagte Schwabegger. 8.297 Brände mit einem Mindestschaden von 2.000 Euro erfasste die Brandschadenstatistik der österreichischen Brandverhütungsstellen im Jahr 2021, mit 4.328 Brandgeschehen entfielen 52 Prozent auf private Haushalte mit Sachschäden in Höhe von rund 147 Millionen Euro.

Rauchwarnmelder können Todesopfer verhindern, sie gehören in jeden Haushalt, empfahlen die beiden Experten. In Kärnten gibt es seit 2013 eine Rauchwarnmelderpflicht für alle Wohngebäude, mehrere Jahre hat es laut der Brandschadenstatistik überhaupt keine Brandtoten gegeben, zuletzt etwa 2021. Das KFV hat bereits mehrfach von den anderen Bundesländern gefordert, "dem Kärntner Vorbild zu folgen", bekräftigte Kaltenegger. Laut den einzelnen Fallbeurteilungen der Brandverhütungsstellen hätten "mehr als ein Drittel aller Menschen, die im Zuge eines Gebäudebrandes ihr Leben verlieren, mithilfe einfacher Maßnahmen - etwa durch die rechtzeitige Anbringung von funktionierenden Rauchwarnmeldern - gerettet werden könnten", erläuterte Schwabegger. Lediglich 44 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher verwenden laut KFV Rauchwarnmelder in ihrem Zuhause.

Brandgefahr im Haushalt gibt es laut dem Experten auch im Frühjahr. Eine große Gefahr stellen Akkus dar. Viele Geräte wie E-Bike, Heckenschere oder Akkuschrauber werden im Frühjahr aus dem Keller geholt, durch längere Lagerzeiten entsteht die Gefahr der Tiefentladung, warnte der Experte. Das Tiefentladen von Lithium-Ionen-Akkus kann beim nachfolgenden Laden zu Zellenkurzschlüssen führen und ist daher potenziell brandgefährlich. "Beim ersten Laden sollte man deshalb besondere Vorsicht walten lassen und in der Nähe sein", riet Schwabegger. Der Brandexperte empfiehlt, dass jeder Haushalt mit einem tragbaren 6-kg-Feuerlöscher ausgestattet und dieser leicht zugänglich sein soll. Nur in jedem siebenten Haushalt befindet sich laut einer KFV-Erhebung im Vorjahr ein Feuerlöscher direkt in der Wohnung. Außerdem sollte sich jeder mit der einfachen Handhabung der Geräte vertraut machen, um im Fall des Falles rasch löschen zu können. In die Küche gehört außerdem eine Löschdecke.

Als dritte große Gefahr für Haushalte nannten die Experten Einbrüche. 6.058 Wohnraumeinbrüche weist die Kriminalstatistik 2022 auf. "Den einen perfekten Schutz gegen Einbrecher gibt es leider nicht", erklärte Kaltenegger. Einfache Maßnehmen wie etwa das Entleeren des Postkastens in der Urlaubszeit oder die Verwendung von Zeitschaltuhren in den Abendstunden und das Installieren einer Außenbeleuchtung schrecken potenzielle Täter jedoch ab. Eine aktuelle Umfrage von Marketagent im März 2023 unter 500 Personen im Auftrag des KFV zeigt, dass in Österreich 64 Prozent der Befragten für ihr Schloss an der Eingangstüre in Haus oder Wohnung bereits ein Sicherheitsschloss verwenden. Nur etwa jede zweite Eingangstür bei Mehrparteienhäuser ist mit einem Sicherheitsschloss ausgestattet (56 Prozent), während in Häusern immerhin fast zwei Drittel ein Sicherheitsschloss installieren haben lassen (72 Prozent). Bei zweiten Eingängen, z. B. aus dem Keller oder der Garage, ist diese Zahl bereits geringer: Nur rund 35 Prozent der Befragten gaben an, auch bei ihrer zweiten Eingangstüre ein Sicherheitsschloss installiert zu haben.

44 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher vertrauen Nachbarn, Freunden oder Verwandten einen Ersatzschlüssel an. Interessant ist hier eine Steigerung von Land zu Stadt: Während in Orten von bis zu 5.000 Einwohnern nur 36 Prozent ihren Ersatzschlüssel weitergeben, sind es in Orten über 100.000 Einwohnern mit 55 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten. Beinahe jeder zehnte versteckt seinen Ersatzschlüssel in der Umgebung der Eingangstüre, etwa im Garten oder im Flur vor der Wohnung. "Das öffnet - buchstäblich - Tür und Tor für findige Einbrecher und stellt ein Sicherheitsrisiko dar", warnte Kaltenegger.

ribbon Zusammenfassung
  • In den eigenen vier Wänden sollte man sich besonders sicher fühlen.
  • Im Schnitt gab es 2021 bei Haushaltsunfällen jeden Tag 550 Verletzte, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, außerdem brannte es beinahe vier Mal täglich in privaten Haushalten.
  • Jeder zweite verletzte Person, die im Krankenhaus behandelt werden muss, ist älter als 65 Jahre.
  • Als dritte große Gefahr für Haushalte nannten die Experten Einbrüche.