Isoliert
Antarktis-Station meldet "Übergriff" und "Umfeld der Angst"
170 Kilometer vom Rand des Schelfeises entfernt liegt die von Südafrika betriebene Forschungsstation Sanae IV. Dort sollte eine Gruppe von etwa zehn Wissenschaftler:innen eigentlich noch bis Dezember in dem schwer erreichbaren Lager verbringen.
Nun wollen sie aber gerettet werden. In einer E-Mail warnte ein Teammitglied laut der südafrikanischen "Sunday Times" vor einem "Umfeld der Angst" und dem "zutiefst beunruhigenden Verhalten" eines Kollegen.
Ein Sprecher der südafrikanischen Regierung bestätigte der BBC, dass es einen "Übergriff" in der Station gegeben habe. Er sei durch Streit über eine Aufgabe ausgelöst worden, die der Teamleiter den anderen Mitgliedern auftragen wollte.
Entschuldigung bei Opfer
Nach Eingang der E-Mail sei umgehend ein Prozess durch geschulte Fachkräfte eingeleitet worden, um zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln, sagte das Ministerium.
Der mutmaßliche Täter habe sich demnach bereitwillig einer psychologischen Untersuchung unterzogen, Reue gezeigt und sei bereit, alle empfohlenen Maßnahmen zu befolgen.
"Er hat sich schriftlich bei dem Opfer entschuldigt und ist bereit, sich mündlich bei allen Mitgliedern des Stützpunkts zu entschuldigen", hieß es in der Mitteilung.
Psychologische Tests im Vorfeld
Das südafrikanische Umweltministerium teilte zudem mit, dass die Teammitglieder im Vorfeld "einer Reihe von Bewertungen unterzogen wurden", die sie alle bestanden hätten. So wurden etwa Background-Checks gemacht, Referenzen überprüft und medizinische sowie psychometrische Beurteilungen erstellt.
Der Forschungsstützpunkt Sanae IV liegt über 4.000 Kilometer vom südafrikanischen Festland entfernt. In der Regel besteht das dortige Team aus einem Arzt sowie mehreren Medizinern, zwei Mechanikern, drei Ingenieuren und einem meteorologischen Techniker.
Wegen der rauen Wetterbedingungen müssen die Forscher:innen viel Zeit in geschlossenen Räumen verbringen. Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und starker Wind würden Rettungsaktionen erschweren, obwohl Südafrika laut BBC Zugang zu einem eistauglichen Schiff und einem Flugzeug hat.
Seltene Zwischenfälle
Die lange Isolation kann Psychologen zufolge Auswirkungen auf das menschliche Verhalten haben, Zwischenfälle auf Forschungsstationen sind jedoch eher selten.
2018 gab es allerdings Berichte über eine Messerstecherei in einer von Russland betriebenen Forschungsstation in der Antarktis.
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Video: Hitzewelle in der Antarktis
Zusammenfassung
- Forschende in der Antarktis baten um ihre Rettung von der abgelegenen Station, die von Südafrika betrieben wird.
- Es habe einen "Übergriff" durch ein Teammitglied gegeben, es wurde vor einem "Umfeld der Angst" gewarnt.
- Der mutmaßliche Täter habe sich demnach bereitwillig einer psychologischen Untersuchung unterzogen, Reue gezeigt und sei bereit, alle empfohlenen Maßnahmen zu befolgen.
- Wegen der rauen Wetterbedingungen verbringen die Forscher:innen viel Zeit in geschlossenen Räumen.
- Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und starker Wind erschweren auch eine mögliche Rettungsaktion, obwohl Südafrika laut BBC Zugang zu einem eistauglichen Schiff und einem Flugzeug hat.