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Autobombe gegen Zeugen Jehovas: Erhöhter Schutz bleibt

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Nach einem Anschlag auf zwei Autos von Mitgliedern der Zeugen Jehovas gilt nun weiterhin ein erhöhtes Sicherheitsaufgebot rund um religiöse Einrichtungen der Glaubensgemeinschaft. Laut Terrorismus-Experte Nikolaus Stockhammer deute vieles auf einen extremistischen Anschlag hin. Der Staatsschutz ermittelt.

Nachdem am Freitagabend Sprengsätze an zwei Autos in Leibnitz explodiert sind, bleiben Einrichtungen der "Zeugen Jehovas" weiter unter erhöhtem Polizeischutz. Während einer Gebetsstunde der Glaubensgemeinschaft hatte eine unbekannte Person die Sprengkörper an Autos von zwei Mitgliedern angebracht. Wenig später explodierten sie, verletzt wurde dabei niemand.

Staatsschutz ermittelt

Nun ermitteln sowohl das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) als auch Landeskriminalamt (LKA) Steiermark und Sprengstoff-Experten der Polizei. Diese Analysen werden wohl noch einige Zeit andauern, heißt es von der Landespolizeidirektion Steiermark am Montagmorgen gegenüber PULS 24.

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen

Rund um die Einrichtungen der Zeugen Jehovas in der Steiermark gibt es weiterhin erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. "Niemand soll in Panik verfallen", so Polizeisprecher Markus Lamb, aber eine erhöhte Sensibilität ist nun trotzdem gefordert. 

"Ernsthafte Sprengkörper"

Man könne bereits sagen, dass es sich bei den Bomben durchaus um "ernsthafte Sprengkörper" gehandelt habe, sagt Lamb. Der Schaden selbst lasse zwar nicht gleich darauf schließen, aber "das waren nicht irgendwelche Böller von ein paar Jugendlichen", so der Polizeisprecher. Die Sprengsätze hätten weit mehr Schaden anrichten können.

Warum sie offenbar nicht ihr ganzes Sprengpotenzial entfaltet haben, werde noch analysiert. Diesbezüglich seien zwei Varianten denkbar: Entweder wollte der oder die Täter bewusst nicht mehr Schaden anrichten und sie nur zum "Schrecken einjagen" nutzen, oder es wurde beim Bau der Sprengsätze ein Fehler gemacht, weshalb die Detonationen schwächer als geplant ausfielen.

Motivlage ist unklar

Die Motivlage für die Explosionen sei laut Polizeisprecher Lamb weiterhin unklar. Daher würden nun Umfelderhebungen geführt. Mitglieder der Zeugen Jehovas werden ebenso wie Nachbarn befragt. Die Ermittler hoffen weiterhin auf mögliche Augenzeugen, die verdächtige Personen nahe des Schotterparkplatzes eines Autohändlers nahe des Königreichssaals, in dem die Gebete stattgefunden haben, gesehen haben.

Extremistischer Anschlag?

Unter anderem die angebrachten Rohrbomben weisen für Terrorismusexperten Nicolas Stockhammer auf einen extremistischen Anschlag hin: "Es gibt wahrscheinlich ein politisches oder religiöses Motiv", sagt er im PULS 24-Interview. Vor allem rechtsextremistische Gruppierungen würden besonders häufig auf eine solche Rohrbombe zurückgreifen, bei islamistischen Anschlägen habe man das in der Vergangenheit eher selten gesehen. Trotzdem dürfe man sich zu diesem Zeitpunkt keinesfalls vorschnell auf eine Gruppe oder ein Motiv konzentrieren, warnt Stockhammer.

Stockhammer: "Politisches oder religiöses Motiv"

Bereits Anfang des Jahres hatte es einen Anschlag auf eine Kirche der Zeugen Jehovas in Hamburg gegeben, erinnert Stockhammer. Sieben Religionsmitglieder wurden dabei getötet. Hier sind die Ermittlungen ebenfalls noch nicht abgeschlossen, vieles deute aber auf Hass auf die Religionsgemeinschaft und ein politisches Motiv hin. 

Zeugen-Jehovas bleiben achtsam

"Wir sind natürlich traurig, dass so etwas passieren kann", sagt Markus Kakavis, Sprecher der Zeugen Jehovas. Man fühle sich trotzdem sicher, da die Zusammenarbeit mit Polizei und anderen Behörden sehr gut laufe. Trotzdem wolle man natürlich achtsam und sensibel bleiben, sagte ein Sprecher der Glaubensgemeinschaft am Montag zur APA. Zum konkreten Sicherheitskonzept gab es aus sicherheitsrelevanten Gründen keine näheren Informationen.

Am Wochenende hat ein Kongress der Zeugen Jehovas mit rund 9.000 Teilnehmer:innen im Ernst-Happel-Stadion stattgefunden. Auch dort wurden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Der Kongress ist am Sonntag ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen. Der Abschluss der diesjährigen Kongress-Serie in Österreich unter dem Motto "Übt Geduld" findet vom 25. bis 27. August in der Olympiahalle in Innsbruck statt. Auch dort werden nun die Sicherheitsmaßnahmen erhöht.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach einem Anschlag auf zwei Autos von Mitgliedern der Zeugen Jehovas gilt nun weiterhin ein erhöhtes Sicherheitsaufgebot rund um religiöse Einrichtungen der Glaubensgemeinschaft.
  • Laut Terrorismus-Experte Nikolaus Stockhammer deute vieles auf einen extremistischen Anschlag hin.
  • Der Staatsschutz ermittelt.

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